Wie ist es den Brüdern Löwenherz danach ergangen?
Astrid Lindgren erhielt Tausende Briefe von jungen Lesern, die sich bedankten, sich getröstet fühlten und sich fragten, wie es Krümel und Jonathan in Nangilima erging. Und, zum ersten und letzten Mal in ihrem Schriftstellerleben, setzte Astrid Lindgren sich hin, um einen Brief an alle Kinder zu schreiben, die sich Gedanken darüber machten. Der Brief, in dem sie erzählte, was dann passiert ist, wurde 1974 im Expressen veröffentlicht.
Jetzt schreibe ich an alle Kinder, die mir zu dem Buch DIE BRÜDER LÖWENHERZ einen Brief geschickt haben. Ich kann nicht jedem einzeln antworten, denn dann würde ich zu nichts anderem mehr kommen. Aber natürlich habe ich mich über Eure Briefe gefreut und auch darüber, daß Euch das Löwenherzbuch gefallen hat; sehr gefreut habe ich mich. Ihr wünscht Euch, daß ich noch ein Buch schreibe und darin erzähle, was in Nangilima geschah. Nein, ein neues Buch von Jonathan und Krümel wird es leider nicht geben. Aber ich kann Euch - nur Euch und nur hier in diesem Brief - erzählen, wie es den beiden auf dem Apfelhof in Nangilima erging:
Als sie gegen Abend auf Matthias' Hof geritten kamen, freute Matthias sich so sehr, daß er weinte. "Nie im Leben hätte ich geglaubt, daß ihr so bald kommt", sagte er. "Mein lieber kleiner Junge", sagte er zu Krümel, "nun darf ich also wieder dein Großvater sein!" Rings um den Matthishof lag ein großer Obstgarten, und dort wuchs ganz hinten in einer Ecke ein riesiger alter Apfelbaum. Krümel baute sich hoch oben im Baum eine Hütte, und Jonathan halft ihm natürlich dabei. Es war ein feiner Kletterbaum, auf den man leicht hinaufkommen konnte. Sogar Matthias kletterte einmal hinauf, aber er klettertebald wieder hinunter. Grim und Fjalar durften in Matthias' Stall wohnen, denn einen Pferdestall hatte er natürlich. Er hatte auch ein Pferd, das Sturkas hieß. Ein komischer Name, nicht? Das Pferd war grau und lammfromm, konnte aber nicht so gut springen wie Grim und Fjalar. Aber aus dem Springen machte sich Matthias sowieso nicht allzuviel. Er hatte das Pferd nur dazu, um ins Dorf hinunterzureiten und so.
Jonathan und Krümel ritten durch die Wälder, genauso wie Jonathan es vorhergesagt hatte, sie machten sich bald hier und bald dort ein Lagerfeuer und blieben tage- und nächtelang fort und schwammen und tauchten in den Seen, aber sie kehrten immer wieder nach Haus zu Matthias zurück. In Nangilimas Wäldern gab es keine Wölfe, aber es gab dort Wildhunde.
Eines Abends, als Jonathan und Krümel an ihrem Feuer lagerten, kam ein Wildhund angeschlichen. Anfangs wagte er sich nicht nahe heran, aber schließlich legte er sich neben Krümel nieder, und als Krümel ihn streichelte, wedelte er mit dem Schwanz. Es war ein Wildhund, den es zu den Menschen hinzog. Und er wurde Krümels Hund und bekam den Namen Mecke. Ritten Jonathan und Krümel durch die Wälder, lief er nebenher, er wollte immer bei Krümel sein.
Nein, Tengil und Katla sind nicht nach Nangilima gekommen. Tengil kam an einen Ort, der Lokrume heißt. Ich glaube nicht, daß es ihm dort besonders schlecht ging, aber nie wieder konnte er Menschen quälen und unterdrücken. Jossi kam ebenfalls nach Lokrume, und als er und Tengil sich trafen, blieben sie beide stehen und starrten sich nur an. Doch dann machten sie hastig kehrt und gingen ihrer Wege. Wo Katla und Karm gelandet sind, das weiß niemand. Krümel fragte Jonathan danach, und Jonathan sagte: "Vielleicht sind sie nach Sorokaste gekommen." Doch er erzählte nichts von Sorokaste, und deshalb weiß weder ich noch Krümel, was für ein Ort das ist.
So, nun wißt Ihr so ungefähr, wie alles wurde. Vielen Dank, daß Ihr mir geschrieben habt. Hej, Hej!
Astrid Lindgren